Nach vielen Ungewissheiten, Absagen und Verschiebungen war ich, wie viele meiner Teamkollegen, Freunde und Athleten der anderen Nationen, schon ziemlich stark davon ausgegangen, wohl erst in der nächsten Saison wieder in das Gefühl und die Atmosphäre eines Wettkampfes zu kommen. Die Weltcup-Tour wurde bereits im Herbst abgesagt. Auch zwei alternative Events in Malbun und Saas-Fee mussten kurzfristig gestrichen werden… Die aktuelle Lage machte es sehr schwierig sich einen fixen Plan zu recht zu legen. So ging man dann schon fast davon aus, dass auch die geplante EM in Frankreich wohl kaum zustande käme.
Nach einer kleinen Verdauungsphase der Info, sich wohl erst wieder im nächsten Jahr ins Wettkampffeeling zu stürzen, nutzte ich dann die ungewohnt freie Winterzeit erstmal um wieder mal ein bisschen auf die Ski zu stehen, Outdoorerlebnisse zu sammeln und mich meinem Studium zu widmen.
Zugegeben, wurde ich dann ziemlich von der Nachricht überrascht, dass es nun tatsächlich noch eine EM in Champagny geben würde. Die eher lockere Vorbereitung stimmte mich eigentlich so gar nicht selbstbewusst… Aber dieses Gefühl wurde ziemlich stark mit der Freude kompensiert, doch noch ein paar gute Freunde aus den anderen Nationen wieder zutreffen und mich von dem Wettkampf fürs nächste Jahr motivieren zu lassen!
Ein Coronatest später gings dann auch mit einem kleinen Schweizerteam tatsächlich über die Grenze!
Der zweite Test liess dann auch nicht lange auf sich warten, als wir zur Registration eintrafen:)
Naja angenehm ists ja nicht, aber als aufmunterndes Present bekam man dann ja wenigstens eine weitere Maske gesponsert 😉 😉 😉
Dann gings auch schon schnell ins Apartment, da man sich ja nach 18.00 nicht mehr draussen aufhalten durfte…
Der erste Wettkampftag startete dann ziemlich normal. Ausser dass man keine Möglichkeit hatte, in einen warmen Innenraum zu gehen und sein eigenes Seil mitbringen musste um die Quali zu klettern, war alles wie früher:) Und da merkte ich schnell wie sehr ich das Wettkampffeeling doch vermisst hatte! Auch wenn diesmal ständig der Gedanke im Kopf spukte ziemlich mies auf die technischen Wettkampfrouten vorbereitet zu sein… Aber schnell dachte ich daran diesen einzigen Wettkampf einfach zu geniessen und das Beste zu geben:) So lief die Quali ziemlich gut und es machte richtig Spass zu klettern! Zusammen mit Vivien und Nikolay konnte ich mich dann für den Final am nächsten Tag qualifizieren:)
Da war dann auch alles wie von Vorjahren gewohnt: Langes Warten in der Isolation, viele nervöse Gänge zur Toilette, eine diskussionsreiche Routenbesichtigung, das Gefühl kurz vor dem eigenen Start sich am liebsten gaaaanz schnell gaaaanz weit weg zu beamen, gefolgt von der völligen Konzentration, Freude und den motivierenden Zurufen während dem Klettern, wenn man alle Angst vergessen hat und einfach sein Bestes gibt:)
Eine riesige Freude war es für mich, dass ich die technischen, wackligen Anfangszüge gut überstanden hatte und mich bis zum Ablauf der Zeit durch die Finalroute kämpfen durfte! Zu meiner grossen Überraschung reichte es dann auch tatsächlich bis zum Vizeeuropameistertitel:)
Ich bin super dankbar, dass die Organisatoren den Event tatsächlich passieren liessen und es war so toll, wenigstens einmal in diesem speziellen Jahr viele Freunde der anderen Teams sehen zu dürfen.
Das war richtig motivierend für ein hoffentlich tolles nächstes Jahr! 🙂